Der folgende Beitrag wurde erstmals in der Festschrift zur 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Rothaurach, in Jahr 2004, veröffentlicht.
Für den Internetauftritt wurden einige Passagen aktualisiert.
(Autoren: Manfred Schärtl, Peter Bauer)


Aus „Rataurach“ wurde „Rothaurach“


Der Ursprung des Ortes wird, wie die Landesforschung ergeben hat, in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vermutet, da um diese Zeit die ersten bairischen Siedlungen im Rednitztal und den dazugehörigen Seitentälern entstanden sind.

Der Name des Ortes leitet sich von den beiden Wörtern Aur und Ach ab.
Aur oder Ur ist die alte Bezeichnung für das Urrind, den Auerochsen. Dieser wurde um 1470 in Deutschland ausgerottet. Ach ist ein altes Wort für Wasser. Demnach bedeutet Aurach ein Wasserlauf an dem viele Urrinder leben. Insgesamt gab es vier Dörfer im Tal der Aurach. Zur besseren Unterscheidung wurden die jeweiligen Kirchenheiligen als Namenszusatz verwendet ( Petersaurach, Veitsaurach und Bartelmesaurach).
Rothaurach erhielt seinen Namen durch die Nähe zu Roth. Urkundlich taucht der bei Roth gelegene Ort „Aurach" erstmals im Jahre 1339 auf. Dabei geht es um die Regelung der beiderseitigen Rechte am Flusse Aurach zwischen ansässigen Bauern und dem Gotteshaus zu Eichstätt (Bischof). Die Bezeichnung des Ortes mit „Rataurach" lässt sich auf das Jahr 1372 datieren und der Name „Rotaurach" wurde urkundlich zum ersten Mal im Jahre 1381 erwähnt, als Erbangelegenheiten behandelt wurden.

Kurz vor 1364 gehörte der Ort zum „Oberen Nassauischen Land", das von Kammerstein aus von den Grafen von Nassau regiert wurde. Dann (1364) wurde Rothaurach burggräflich, später (1417) markgräflich. Die meisten Bauernhöfe mussten Zins und Gült dem Burggrafen, bzw. dem Markgrafen entrichten, also nach Kammerstein oder später nach Schwabach ins Kastenamt bringen. Im Jahre 1434 waren dies sechs Bauernhöfe und fünf kleinere Güter.

Andere Höfe stammten aus den Reichslehen der Herren von Kühedorf, die sie aber später an Nürnberger Patrizier verkauften. Trotzdem blieb der Burggraf (Markgraf) der Dorfherr.

Ein Teil von Rothaurach kam später an das markgräfliche Oberamt Roth, so dass nun mitten durch den Ort die Fraischgrenze (Gerichtsgrenze) ging, wobei die Aurach die Trennlinie bildete.

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde neben der Landwirtschaft die Bienenzucht und die Fischerei stark betrieben. Die Ansbach-Brandenburgischen Untertanen durften jährlich aus dem Gemeindeholz - genannt Rothauracher Holz - entsprechend Holz schlagen und zwar ein Bauer 4 Mess und 2 Schleißenbäume, ein Köbler (Halbbauer) 1 Mess und 1 Schleißenbaum. Hingegen hatte ein Förster von einem Bauern 2 Laib Brot und von einem Köbler 1 Laib Brot zu beanspruchen.

An Zehent hatten die markgräflichen Untertanen den Zehent vom Winterbau nach Kloster Pillenreuth, von dem Sommerzehent die Hälfte nach Pillenreuth und die andere Hälfte an Volkammer nach Nürnberg zu geben.

In der Zeit des dreißigjährigen Krieges (1618 -1648) muss wohl davon ausgegangen werden, dass Rothaurach teilweise zerstört und von den Bauern verlassen war. Viele Orte der Gegend traf vor allem ab 1632 dieses Schicksal.

Nach dem dreißigjährigen Krieg wurden die verödeten Dörfer von österreichischen Exulanten auf Anregung des Markgrafen von Ansbach wieder besiedelt.

Im Jahre 1732 gehörten zehn Anwesen dem Markgrafen von Ansbach und sechs Höfe Nürnberger Patrizierfamilien.


  Bild: Ausschnitt der Karte des marktgräflichen ansbachischen Oberamts Roth von Johann Georg Vetter 1739

Neben den bäuerlichen Höfen gab es eine Mühle, eine Schmiede und ein Wirtshaus in Rothaurach. Im Jahre 1818 wohnten 198 Personen am Ort. Schon 1895 strebten Kauernhofer Einwohner die Eingemeindung nach Roth an. Am 11. Juli 1900 stimmten die Rothauracher Bürger zu und seit dem 01.01.1903 ist Kauernhofen ein Ortsteil von Roth.
Der Weinberg, auf dem heute das Krankenhaus von Roth liegt, gehörte bis zum Jahre 1925 zu Rothaurach.


Mühle lieferte Strom


Die einsetzende Industrialisierung im 20. Jahrhundert ging auch an Rothaurach nicht spurlos vorüber. Eine Anzahl von Personen gründete hier eine eigene Existenz. Unter ihnen auch einige Heimatvertriebene.

Nach 1950 setzte sich auch in Rothaurach der Modernisierungswille durch.

Die Gemeinde wurde an das Stromnetz des fränkischen Überlandwerks angeschlossen. Vor dieser Zeit wurde der Strom in der noch heute bewohnten Mühle erzeugt. Als Kraftquelle hierzu diente die Aurach.

 

 

Dorfstraße wurde ,,entstaubt”

Der Anschluss an das Wasserversorgungsnetz der Büchenbach-Aurach-Gruppe sowie der Ausbau der Dorfstraße wurde vorgenommen. Eine Kläranlage nach den damals neuesten Gesichtspunkten wurde errichtet.

Ein Hauch von Nostalgie

 
Der Backofen war ein wichtiger Bestandteil der bäuerlichen Selbstversorgung und stand immer in der Nähe des Bauernhofes. Bis vor wenigen Jahren war in Rothaurach ein solcher Ofen noch zu finden.

Zum Teil waren diese Öfen so groß, dass bis zu 40 Brote oder Kuchen gleichzeitig gebacken wurden. Leider riss man die Backhäuser im Laufe der Zeit ab. Es ist kein Backofen in Rothaurach übrig geblieben.

 


Bebauung ab 1967

 
Bedingt durch die verkehrsgünstige Lage, die unmittelbare Nähe (Vorort) der Stadt Roth, war die Gemeinde im stetigen Wachsen begriffen. Mit der Ausweisung eines größeren Baugebietes im Jahre 1967 stellte der Ort rechtzeitig die Weichen für eine beachtliche Aufwärtsentwicklung. Um dem anhaltenden Trend von Bauwilligen gerecht zu werden, musste bereits wenige Jahre später ein zweiter Bebauungsplan erstellt werden.
Anfang der 70er Jahre erfolgte dann der Ausbau der Straßen im Neubaugebiet. Dabei waren 21 Straßenzüge neu zu benennen. Der überwiegende Teil der Straßen erhielt Namen aus der Nibelungen-Sage.
Die Gebietsreform brachte auch für Rothaurach manche Probleme und Schwierigkeiten mit sich. So warb die Gemeinde Büchenbach und die Stadt Roth um die Gunst der Rothauracher.

Am 6. April 1971 einigte sich der Gemeinderat nach langem Hin und Her für eine Eingliederung nach Roth. Doch bereits kurze Zeit später wurde dieser Beschluss wegen anhaltender Kritik und dagegensprechender Argumente wieder aufgehoben




 


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Mehrheit der Rothauracher Bürger stimmte für Roth


Man überließ es schließlich der Bevölkerung selbst, sich für einen der beiden künftigen Partner zu entscheiden. In geheimer Abstimmung am 29. August 1971 tendierte dann eine klare Mehrheit für einen Zusammenschluss mit der Stadt Roth. Somit ist Rothaurach seit 1. Januar 1972 ein Ortsteil der Kreisstadt Roth.

Mitte der 90er Jahre hat sich Rothaurach wiederum baulich weiterentwickelt und zwar mit der Entstehung des Neubaugebietes „Pfeiffergärtl". Damit ist nun die Einwohnerzahl des Ortes auf 1.855 Personen angestiegen (Stand 31.12.2016). Rothaurach ist damit der zweitgrößte Ortseil von Roth.

Landwirtschaftlich betrachtet ist in den letzten zwei Jahrzehnten auch in Rothaurach ein gewisser Wandel eingetreten. Der ursprünglich ausgeprägte Hopfenanbau ist aus Ertragsgründen nahezu vollkommen eingestellt worden. Lediglich ein Betrieb pflegt derzeit noch diesen Anbau. Ganz verschwunden ist auch der Tabakanbau, der seinen Höhepunkt vor einigen Jahrzehnten hatte. Im Zuge der Rinderhaltung ist hingegen der Maisanbau beachtlich angestiegen.

Traditionen  werden auch künftig beibehalten

Einen entsprechenden Aufschwung hat der Ort aus gewerblicher Sicht erlebt. Gerade in den letzten Jahren hat die Zahl kleinerer Dienstleistungsunternehmen und Handwerksbetriebe beachtlich zugenommen. Derzeit zählt Rothaurach ca. 20 Gewerbetreibende, wovon die beiden größten Betriebe im Erdbau und im Baubereich tätig sind.

Trotz seiner gewachsenen Ausprägung als Ortsteil der Kreisstadt Roth wird Rothaurach auch in Zukunft ein Ort bleiben, an dem die Traditionen und die örtliche Verbundenheit ihren hohen Stellenwert behalten.